Männergesangverein feiert mit Mittelbronn ein besonderes Jahr: Rückblick auf 100 Jahre Vereinsgeschichte - Neustart mit neuem Dirigenten nach Corona
Männergesangverein feiert mit Mittelbronn ein besonderes Jahr:
Rückblick auf 100 Jahre Vereinsgeschichte – Neustart mit neuem Dirigenten nach Corona
Männergesangverein Mittelbronn 1922
Von Manfred Wolpert
Nachdem der Ort "Mittelbrunn" vor nun 700 Jahren, (1322) erstmals in der Beschreibung des Oberamts Gaildorf Kapitel B5, genannt wurde, kann auch im gleichen Jahr der Männergesangverein auf sein 100 jähriges Bestehen zurückschauen.
Gesungen wurde auf der Frickenhofer Höhe schon sehr früh, wie es in einem Archivfoto der Gesangsabteilung des Veteranen - und Kriegervereins Frickenhofen – Mittelbronn von 1906 mit einem gestandenen Männerchor dargestellt wurde. Vielleicht war es auch der Wunsch nach den Kriegsjahren und der Zerstreutheit der Höfe und Ortschaften um Mittelbronn, regelmäßig wieder zusammen zu kommen. Und so wollten eine stattliche Anzahl von sangesfreudigen Männern im Jahre 1922 einen vierstimmigen Chor zur Pflege des deutschen Liedgutes gründen. Schnell wurde der an der Mittelbronner Schule tätige Unterlehrer Schock als der richtige Mann für einen Dirigent erkannt und von einer Abordnung verpflichtet, worauf schon bald im Gasthaus Löwen die ersten Singstunden angekündigt wurden, da hier ein Klavier vorhanden war.
Der Anfang sei recht schwer gewesen, da kaum ein Sänger im Chorgesang geübt war. Man beschloss recht schnell eine Weihnachtsfeier mit Theaterstücken vorzubereiten. Zu der offiziellen Vereins-gründung kam es dann am 25. November 1922 und bereits 1923 soll der Verein in die Sängervereinigung Frickenhofer Höhe aufgenommen worden sein. Und so begann die Arbeit des Vereines recht harmonisch und führte nicht am Erfolg des Gesanges vorbei. Dies führte auch dazu, erfolgreiche und von weit her gut besuchte Veranstaltungen und Weihnachtsfeiern bis heute regelmäßig abzuhalten. Auch die Kameradschaft wurde damals schon durch viele Aktionen gepflegt; so wurden Abendwanderungen unternommen, die teilweise erst um 3 Uhr nach Rückkehr in Mittelbronn unter dem Maibaum mit dem Lied „ Es strahlen hell die Sterne“ stimmgewaltig endeten. Belegt sind auch Ausflüge mit dem Fahrrad an den Ebnisee und 1925 mit dem Rad, noch ohne Schaltung oder E-Unterstützung, zur Fahnenweihe nach Obersontheim, wobei Sturz oder Spätheimkehr dem Erfolg keinen Abbruch getan haben soll. Nach dem Weltkrieg wurde als eines der ersten Sängerfeste das Treffen 1949 in Gschwend besucht (s. Bi.)
Nachdem das Sängertreffen der Frickenhofer Höhe für 1955 in Mittelbronn stattfinden sollte, wurde auf eifriges drängen des Dirigenten ein gemischter Chor gegründet. Anfangs nicht von der Wichtigkeit und Notwendigkeit der Sänger überzeugt, wurde trotzdem der Beschluss gefasst, und so folgten nicht weniger als 31 Sängerinnen der schriftlichen Einladung (s. Bi.). Sängerinnen und Sänger scheuten sich nicht, für das Fest oft bis zu 3 mal in der Woche die Singstunde zu besuchen. Mit einem großen und bunten Umzug mit vielen Vereinen durch Mittelbronn wurde lange gefeiert.
Gerne unternahm der Verein für seine Mitglieder gesellige Ausflüge, allesamt mit bleibenden Erinnerungen, und so lautet es in einer Chronik: Die Nacht war dunkel, der Geist war hell, als wir zu später Abendstunde mit dem Bus in unser Dörflein einfuhren, wo sich noch einige unter dem Schatten der Linde sonnen wollten. Viele diese Aufzeichnungen befinden sich in den Niederschriften des, bis zur Eingemeindung in die Gesamtgemeinde Gschwend amtierenden Bürgermeisters Heinrich Hamm, der viele Jahre im Kreise des Männerchores als Schriftführer mitwirkte ( 1948-1984).
Nachdem der Männerchor auf 43 aktive Sänger aus dem doch recht kleinen Umfeld und Mittelbronn angewachsen war, konnte mit großem Stolz 1972 das 50 jährige Jubiläum mit denkwürdigem Festprogramm und einem sehenswerten, nicht enden wollenden Umzug mit 33 Vereinen und Gruppen ausgiebig gefeiert werden.
In all den Jahren standen die Sänger immer wieder vor der Neuverpflichtung eines passenden Dirigenten, bis schließlich 1965 der junge Oberlehrer Böhm, welcher an der Grundschule Birkenlohe lehrte, gefunden werden konnte, und dessen Verbindung zu Mittelbronn nicht ungelegen kam, kam hierdurch doch eine lebenslange Familienbindung zustande. Mit ihm und seiner bis 2021 andauernden verdienstvollen und erfolgreichen Dirigententätigkeit konnte der Verein 1997 das 75 jährige Jubiläum mit erinnerungsreichen Konzerten feiern.
Bis 1995 durfte der Verein seine regelmäßigen Übungsabende im Schulhaus in Mittelbronn im Oberklassensaal durchführen. Durch Privatnutzung musste dann in die Grundschule nach Frickenhofen ausgewichen werden. In gemeinsamer Anstrengung mit Gemeinde, Dorf-gemeinschaft und weiteren Vereinen, und unter erheblicher finanzieller Beteiligung, konnte mit dem Bau und Bezug des Dorfhauses in Mittelbronn der Verein im Jahre 2000 wieder an seinen angestammten Ort zurückkehren.
Leider musste der Verein nach dieser Zeit, trotz vieler nicht nur kultureller Aktivitäten im und für den Ort, altersbedingt eine Mitgliederschmälerung hinnehmen. Ent-gegen erheblichem Bevölkerungszuwachs am Ort finden sich leider kaum Interessierte, die diese kulturelle Einrichtung unterstützen wollen. Den letzten großen Verlust musste der Chor mit dem Ableben des bis dahin am längsten aktiven Dirigenten ( 56 Jahre) Gerhard Böhm hinnehmen. Auch konnte wegen der im Land grassierenden Pandemie nahezu 2 Jahre nicht gesungen werden.
Mit dem Jahr 2022 und mit erfreulichem Zugang von jungen Sängern ( die noch auf Unterstützung hoffen ) verpflichtete der Verein einen erfahrenen Dirigenten, der mit neuem und neuartigem Liedgut den wiedererwachten Verein in eine neue Zukunft führen möchte. Mit ihm und mit dem Vorsitzenden Thomas Munz bereitet sich der Chor auf das nun 100 jährige Jubiläum mit einem Neustart und Aktionen nach der Zwangsauszeit für das Jubiläumsjahr 2022 vor. Dass Singen nicht nur Freude macht, es ist auch Sport und gesund, ist schon lange belegt, und um künftig die letzten Männerstimmen auf der Frickenhofer Höhe zu erhalten, zu stärken oder auch künftig noch zu hören, bedarf es weiterer Unterstützung von Mitgliedern. Gerne sind uns interessierte Männer aus der nahen und fernen Umgebung, auch jeden Alters, herzlich willkommen. Hierzu laden besonders auch die großen Willkommensplakate zum „Sängerparadies“ an den Ortseingängen von Mittelbronn hin.
